Montag, 25. August 2008

Wo laufen sie denn? (Sonntag, 24. August)

Im Prinzip standen gestern ja fünf Caches auf dem Programm, aber der Frust vom Wasserturm und das herannahende Unwetter hatte unsere Cachetour nach drei Versuchen beendet. Da die Caches aber für die nahende Projektwoche noch gemeistert werden mussten, war klar dass der Rest vom Fest heute auf dem Programm steht. Und so machten wir uns zunächst auf in den „Tüfels-Chäller“, zu hochdeutsch also dem Teufelskeller. Hierbei handelt es sich um eine Felssackung, mit einer Vielzahl der verschiedensten Pflanzen, welche hier, verstärkt durch die starke Dunkelheit, ein teilweise unheimliches Bild abgeben. Zu diesem Gebiet gibt es sogar eine Sage und somit ist es natürlich das perfekte Gebiet für einen Multicache, bei dem laut Beschreibung hier und da auch eine kleine Kletterei notwendig sei.

Bevor wir uns jedoch in den dunklen Wald stürzen konnten, musste wie immer erst einmal ein geeigneter Parkplatz gefunden werden. In der Cachebeschreibung waren auch gleich zwei Möglichkeiten angegeben, nur waren die Zufahrtsstrassen zu beiden für den motorisierten Verkehr gesperrt. Zumindest von der Seite her, von der wir kamen. Wir fanden es natürlich sehr sinnvoll, dass man mitten in ein wunderschönes Wandergebiet Parkplätze für Autos anlegt (bei dieser Formulierung fällt mir gerade auf. Gibt es überhaupt Parkplätze für andere Fahrzeuge oder bedeutet Parkplatz automatisch, dass nur Autos damit gemeint sind?), die jedoch über die dorthin führenden Strassen nicht angefahren werden dürfen. Da ich aber weit und breit keine andere Möglichkeit sah und es sich bei den zur Durchfahrt verbotenen Wegen noch dazu um perfekt geteerte, zweispurige Strassen handelte, wuchs ich das erste Mal in unserem Cacherleben förmlich über mich hinaus und übersah das Verkehrsschild Nr. 213 (in Deutschland ist es die Nr. 260) und steuerte auf diese Weise kurze Zeit später den anvisierten Parkplatz an. Natürlich war meiner Frau dieser nicht ganz recht, denn es war derjenige von den beiden, der ganze unglaubliche und schier unüberwindbare fünf Minuten vom Startpunkt weiter weg war, als der zweite. Als ich ihr daraufhin sagte, sie könne gerne weiter durch die verbotenen Strassen fahren und den Parkplatz suchen, waren die unglaublichen und schier unüberwindbaren fünf Minuten plötzlich nur noch ein Klacks. Somit konnten wir das Auto also endgültig abstellen und endlich mit der Suche beginnen.

Zunächst mussten wir uns allerdings an den Startpunkt der Tour begeben, welcher laut Cachebeschreibung rund 20 Minuten vom Parkplatz entfernt sein sollte. Prinzipiell. Was der Cacheowner in seiner Beschreibung leider vergessen hatte war zu erwähnen, auf welchem Weg man in 20 Minuten an die gewünschten Koordinaten gelangt. Denn als wir nach einer halben Stunden immer noch nicht an dem Punkt ankamen hatten wir die Gewissheit, unser Weg war es ganz sicher nicht. Ich weiss nicht, was und vor allem an welcher Weggabelung wir etwas falsch gemacht hatten, aber auch wir kamen nach 45 Minuten an dem gewünschten Punkt an. Zumindest vielleicht. Am Startpunkt sollten wir nämlich an einem Hinweisschild vorbeikommen, auf dem eine Geschichte erzählt wurde und von der wir gewisse Buchstaben zählen mussten. Wir kamen nun zwar an dieses Schild, allerdings sagte mir mein GPS, es wären noch 100 Meter bis zu den eingegebenen Koordinaten. Was macht man nun in einer solchen Situation. Man steht endlich vor einem Schild, welches man schon seit bald einer halben Stunde hätte finden sollen, es passt auch genau auf die Beschreibung des Cacheowners, das für viele Euros erst vor kurzem erstandenes Meisterwerk der Technik, welches sich eigentlich nie irrt und welches zielgenau durch die Wildnisse dieser Welt geleiten soll, sagt allerdings etwas anderes. Und zu allem kommt noch hinzu, dass man in seinem Rücken seine Frau hat, welche trotz der letzten Erfolge noch immer nicht hundertprozentig von dem Gerät überzeugt ist und die schnell die Sinnfrage stellen würde, warum wir überhaupt mit so einem Gerät cachen gehen, wenn man dessen Anweisung sowieso ignoriert. Ich hatte also ein Problem und versuchte mich geschickt aus der Affäre zu ziehen. Wir lösten zunächst einmal die Aufgabe auf dem Schild für den Fall, dass es sich doch um das richtige handeln sollte und ich hoffte, die Koordinaten die wir dort herausbekommen würde, würden uns in die gleiche Richtung führen, in der unser GPS in 100 Metern das Ziel vermutet, welches wir jetzt schon gefunden hatten. Eventuell löst sich dann alles in Luft auf. Man wird doch immerhin noch hoffen dürfen. Und siehe da, ich hatte tatsächlich Glück. Die ermittelten Zielkoordinaten lagen genau in der Richtung und nach guten 100 Metern kamen wir tatsächlich an dem gleichen Schild vorbei.

Für diejenigen, die jetzt denken wir sind im Kreis gelaufen eine kurze grammatikalische Erklärung. Das gleiche Schild bedeutet nicht dasselbe Schild. Soll heissen, wenn wir an demselben Schild vorbei gelaufen wären, wären wir tatsächlich im Kreis gelaufen, denn mit dasselbe meint man etwas hundertprozentig identisches (z.B. ich habe heute dieselbe Unterhose an wie schon seit zwei Wochen, was man deutlich riecht) Wir kamen aber nur an dem gleichen Schild vorbei, was man sagt, wenn sich zwei Dinge gleichen, diese aber eben nicht identisch sind (z.B. Ich habe heute die gleiche Unterhose an wie du, sie ist aber sauber und riecht deswegen nicht)

Wir sind also an dem gleichen Schild vorbeigelaufen, welches an dieser Stelle für diejenigen noch einmal aufgestellt wurde, die von einer anderen Richtung hier her kommen, z.B. aus der Richtung, aus der man in 20 Minuten am Parkplatz sein kann. Da es sich um die gleichen Schilder handelte, hatten sie natürlich auch den gleichen Text und so bekamen wir dieselbe Lösung und konnten uns endlich auf ins Zielgebiet machen, denn dieser Multi bestand Dankenderweise nur aus dieser einen Station. Da der Weg zudem nicht mehr weit war, sah ich den Cache auch schon als bald beendet. Wir folgten also Colo wieder mit neuem Vertrauen und er führte uns auch sicher Meter um Meter näher an das Ziel heran. Wie so oft bei Caches kamen wir aber kurz vor dem Ziel mal wieder an die Frage, welchen von zwei möglichen Wegen wir nehmen sollten. Colos Kompasspfeil zeigte mir immer deutlicher, dass sich der Cache rechts von uns befinden würde und als wir an einen kleinen Trampelpfad kamen meinte meine Frau, dass sähe doch so aus als wären hier schon vor uns welche langgegangen. Ich wäre ja lieber den normalen Wanderweg weitergegangen in der Hoffnung, dass dieser auch bald in die gewünschte Richtung drehen würde, aber da war meine Frau schon mitten im Dschungel und uns wurde recht schnell klar, warum die Gegen hier Teufelskeller heisst. Wie so oft verliess uns der Trampelpfad wie durch Teufelswerk nämlich bald und wir befanden uns mitten in einer neuen Ausgabe der beliebten Reihe „Ich bin ein Cacher, holt mich aus dem Dschungel!“ Aber Colo witterte das Ziel immer näher und zudem hatte ja schon die Cachebeschreibung davon berichtet, dass die eine oder andere Kletterei von Nöten sein würde und so kämpften wir uns weiter durch dichtestes Gebüsch und erklommen die steilsten Hänge. Und tatsächlich, plötzlich kamen wir in ein Gebiet, welches Colo gefiel und zudem genug Versteckmöglichkeiten bot. Wir waren also im Zielgebiet angekommen und schwärmten aus zur Suche.

Nach 20 Minuten war das ausschwärmen allerdings auch schon wieder beendet, denn wir fanden nichts und auch Colo hatte seine Meinung mittlerweile geändert und meinte, wir wären wieder 50 Meter vom Ziel entfernt. Es blieb uns also nichts anders übrig als wieder neu anzupeilen. Schön und gut, nur leider ist dies mitten in der Wildnis nicht so einfach und so mussten wir zunächst einmal einen Weg aus diesem Dickicht und einen richtigen Pfad finden. Da uns der Weg nach unten gefährlicher erschien als derjenige nach oben, entschieden wir uns, weiter nach oben zu krackseln und irgendwann hatten wir auch wieder festen Boden, sprich einen Waldweg, unter den Füssen. Leider war das Ziel nun natürlich auch wieder sehr weit entfernt. Dies war jedoch unser kleinstes Problem, denn wir hatten uns mittlerweile so weit durchgekämpft, dass wir keine Ahnung mehr hatten, wo wir eigentlich waren. Und auch das GPS machte keinen eingezeichneten Weg auf unsere Topografischen Karte aus. Es galt also als erste Priorität mal wieder irgendwas zu finden, mit dem wir weitergehen konnten, denn zu dieser Zeit hatte uns der Teufel komplett in seinem Bann. Wir liefen etwas verirrt und verwirrt durch die Gegend, bis wir plötzlich an eine Klippe kamen, an der es sehr steil hinab ging. Das schöne dabei war. Laut Colo hätten wir diese auf dem Weg zum Ziel nun hinunter sollen. Der Owner schrieb zwar was von Klettern, aber er meinte damit sicher nicht Hochalpinismus wie am K20. Wir brauchten also einen Weg, der uns auf etwas sicherere Art und Weis den Stock tiefer bringen würde, den wir benötigten um an die Stelle zu kommen. Allerdings hatten wir keine Ahnung wie und die ständig umherspringende Kompassnadel von Colo half uns auch nicht sehr. Es gab also nur eine Möglichkeit. Spinnt die Technik, muss wieder gute alte Handarbeit herhalten und so wurde es endlich mal wieder Zeit für den guten alten Kompass. Ich hatte mich seit wir Colo hatten schon öfter gefragt, warum ich den Kompass zu Beginn einer jeden Tour immer wieder an den Gürtel schnallte. Jetzt wusste ich es. Er konnte uns ziemlich genau sagen, in welcher Richtung, welche Himmelsrichtung liegen musste und als er das tat, wurde eines sofort klar. Der Norden des Kompass und der Norden von Colo sind nicht die gleichen und schon gar nicht dieselben. Sie waren grundverschieden und da die restlichen Himmelsrichtungen auf jedem Kompass um 90 Grad versetzt sind, galt diese Verschiedenheit auch für sie. Das durfte doch nicht war sein. Aus irgendeinem Grund hatte sich der Kompass im Colo verstellt. Klar wurde dieses Problem durch eine Neujustierung schnell behoben. Aber die Neujustierung änderte nichts an der Tatsache, dass die ganzen Navigatorischen Fehlleistungen des heutigen Tages an dieser Fehljustierung lagen und wir nur deswegen all die Irrungen und Wirrungen bis jetzt erlebt hatten und auch nur deswegen auf der mittlerweile höchsten Stelle im Teufelskeller standen, womit der Name Teufelskeller nun auch nicht mehr sehr passend war.

Wir hatten also zumindest die Navigationsprobleme behoben und mussten nun nur noch einen Weg nach unten finden. Da wir weder auf der Wanderkarte noch im GPS einen geeigneten Weg fanden (wir befanden uns zwar gerade auf einem Weg, laut Vermessungsamt gibt es diesen jedoch nicht. Diabolisch eben) blieb uns nichts anders übrig als diesen Weg in eine Richtung zu gehen und zu hoffen, dass wir erfolgreich sind. Zunächst schien diese Hoffnung nicht erhört zu werden, denn so lang wir auch liefen, es kam keine Besserung in Sicht. Erst nach etwa 20 Minuten begann sich der Weg in eine Kurve zu neigen und nach weiteren 10 Minuten kam doch tatsächlich eine Abzweigung, welche erstens wieder in einen im GPS vermerkten Weg führte und welche zweitens auch noch in Richtung Zielcache führte. Unsere Mienen erhellten sich wieder, war doch nun wenigstens sicher, dass wir zumindest zum Auto finden würden. Wir gingen den Weg also weiter und als sich dann auch noch wie Phönix aus der Asche etwas vor uns auftat, was von dem Cacheowner bei den zusätzlichen Hinweisen angegeben wurde, waren wir uns nach fast zweistündiger Wanderung sicher, endlich tatsächlich im Zielgebiet angekommen zu sein.

Dank dem Hinweis, welchen wir logischerweise schon bei der vorherigen erfolglosen Suche entschlüsselt hatten, wussten wir auch ziemlich genau, was wir untersuchen mussten. Die Frage war eben nur noch wo. Und ich konnte es nicht glauben, aber wie schon gestern zögerte meine Frau auch heute nicht und begab sich todesmutig sofort in die Felswand. Sie wollte mir also auf keinen Fall einen sechsten Cache in Folge gönnen und so waren ihr jegliche Strapazen egal. Aber sie wurde zunächst nicht fündig. Sie hatte zwar noch ein weiteres Ziel im Auge, welches ihr zum erreichen dann aber doch zu gefährlich erschien und so kam ich ins Spiel. Sobald es sehr gefährlich wird, darf nämlich immer ich ran, nicht ohne vorher natürlich zu klären, dass der Punkt bei eventuellem Finden der Räubärin gehören würde. Also gut, ich wollte diesen Cache endlich beenden und begab mich in die schwindelerregenden Höhen. Ich wusste ja nicht, welch teuflischen Plan meine Frau ausheckte. Als ich nämlich dort oben nach Löchern suchte, welche es gar nicht gab und was meine Frau selbstverständlich wusste, suchte sie schön bequem 2 Stockwerke tiefer und auf einmal schallte er wieder durch den Wald. Der Ruf der zeigte dass sie fündig wurde und den ich seit einem Monat nicht mehr gehört hatte. „Jipeeeee. Da ist er ja.“ Sie hatte den Cache gefunden und begann natürlich gleich den Inhalt zu bewundern, während ich noch den halsbrecherischen und gefährlichen Abstieg vor mir hatte. Meine Siegesserie war beendet, noch dazu hinterhältig und gemein und meine Frau hatte wieder ihr Siegerlächeln im Gesicht. Aber ehrlich gesagt hielt sich mein Ärger in Grenzen, denn ich war in diesem Moment einfach nur froh, den Cache gelöst zu haben. Wir loggten uns noch schnell und da wir beim Weg zurück scheinbar den richtigen Weg fanden, sassen wir eine halbe Stunde später im Auto und machten uns auf den Weg zum „Roschtbalke“, einem Traditional an einer Brücke über die Limmat mitten in Baden und der letzten Station unserer Fünf-Cache-Tour.

Der Cache sollte mit eineinhalb Sternen Schwierigkeit kein grosses Problem mehr darstellen. Wir kamen auch recht schnell an der Brücke an und konnten uns sofort auf die Suche machen. Unser Navi zeigte klar, dass der Cache am gegenüberliegenden Ende der Brücke liegen musste und da sich die Versteckmöglichkeiten in Grenzen hielten, sollten wir den Cache wohl recht schnell in unseren Händen halten. Ich weiss auch nicht, aber seit den Erfahrungen mit dem Wasserturm sollte ich wissen, dass die Versteckmöglichkeiten für einen Cache der Grösse Micro schier unendlich sind, denn ein Micro könnte im Extremfall einfach nur ein Zettel zum Loggen des Besuches sein und somit in jede kleinste Rizze passen. Dennoch habe ich immer wieder das Gefühl, das Suchgebiet genau analysiert und jedes mögliche Versteck ausfindig gemacht zu haben, was natürlich absolut falsch ist. So kam es denn auch, dass wir nach einer halben Stunde immer noch an der Brücke standen und nach dem Cache suchten. Erschwerend kam hinzu, dass andauernd Muggels vorbeikamen und die Suche somit um einiges verkomplizierten, denn wir wollten auf keinen Fall zu viel Aufsehen erregen. Und waren die Muggels nicht schon schlimm genug, wurden alle unsere Bewegungen zudem noch mit einer Kamera aufgezeichnet, denn das ganze Gebiet ist Kameraüberwacht. Für die Sicherheit der Bürger ist das sicherlich ein Vorteil, fürs cachen ist das allerdings eher hinderlich. Zumindest für mich, habe ich dabei doch immer so ein Gefühl von Big Brother is watching you. Egal, mit Unterbrüchen setzten wir unsere Suche fort, mussten uns aber irgendwann eingestehen, dass wir diesen Cache wohl nie finden werden. Besonders bitter war diese Erkenntnis natürlich auf Grund des Schwierigkeitsgrades. Aber es half alles nichts. Wir wussten einfach nicht, wo in aller Welt wir noch suchen konnten und das ist für uns Cacher eigentlich immer das sichere Zeichen, aufzugeben. Also taten wir dies und trotteten erfolglos und von einem Eineinhalbsterner gedemütigt zum Auto.

Auf dem Weg dorthin zogen wir noch Bilanz. Wir hatten also drei von fünf Caches gefunden, meine Frau hatte zwar den Sonntag, ich dafür das gesamte Wochenendegewonnen, auch mir kommen langsam Zweifel an unserem GPS auf und ich bin heilfroh, wenn wir bald mit zwei Geräten parallel cachen und das eine GPS das andere ergänzen und dessen Fehler ausbügeln kann.


Erkenntnis des siebenunddreissigsten und achtunddreissigsten Caches. Ich beginne unseren Geko zu vermissen. Stand der internen Cache-Wertung: 18 – 14 für meine Frau.